Gedeihstörung und Untergewicht bei Kindern – Ursache, Diagnose und Therapie

Eine Gedeihstörung bezeichnet eine verzögerte körperliche Entwicklung im Kindes- und Jugendalter, welche zusätzlich zu den körperlichen Einschränkungen häufig von Auffälligkeiten in der motorischen und psychosozialen Entwicklung begleitet wird. Dabei umfasst die Gedeihstörung kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ist als Oberbegriff für ganz unterschiedliche Auffälligkeiten der kindlichen Entwicklung, die durch eine unzureichende oder einseitige Ernährung verursacht werden kann, definiert. Wenn der Gewichts- und Längenzuwachs eines Kindes stark von der üblichen Entwicklung seiner Altersgruppe – dem Perzentilenverlauf – abweicht, sprechen Ärzte von einer Gedeihstörung. Dabei ist jedoch immer der individuelle Verlauf jedes Kindes zu berücksichtigen. Eine Gedeihstörung kann für die Entwicklung des Kindes weitreichende Folgen haben, daher ist das Screening und eine frühzeitige Behandlung so wichtig. Die möglichen Ursachen einer Gedeihstörung sind: Inadäquate Energiezufuhr, Maldigestion und Malabsorption von Nährstoffen sowie vermehrter Energieverbrauch. Bezüglich der Gedeihstörung werden organische und nichtorganische Ursachen unterschieden, wobei die organischen Ursachen etwa 10% ausmachen. Bei diesen dominieren zum einen gastrointestinal- und ernährungsbedingte Erkrankungen, wie z.B. Zöliakie, Malabsorptionssyndrom, Enteropathie, Kurzdarmsyndrom oder chronisch entzündliche Erkrankungen wie Morbus Crohn, zum anderen aber auch onkologische und neurologische Erkrankungen, wie die Cerebralparese, eine Herzkrankheit oder Mukoviszidose. Zu den nichtorganischen Ursachen kommen – neben den häufigen, psychosozial bedingten Ursachen – auch unbeabsichtigte Faktoren bei der kindlichen Ernährung zum Tragen: eine falsche Nahrungszubereitung, ein Mangel an Muttermilch, eine Fütter- und Essstörung oder auch das Einhalten spezieller Diäten z.B. bei elterlichem Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie. Angesichts der Diskussionen um Kindsvernachlässigung und –misshandlung ist die Erkennung und Abklärung der Gedeihstörung eine der wichtigsten Aufgaben des Kinder- und Jugendarztes. Eine strukturierte Anamnese inkl. Ernährungs- und Trinkprotokoll, eine umfassende körperliche Untersuchung sowie eine weitere, angepasste Diagnostik je nach Leitsymptomatik, sind dabei entscheidend.

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Zusätzliche Information

Fortbildungsart

zertifizierte Onlinefortbildung

Fachbereich

Pädiatrie

Zertifizierung

Ja

ReferentenProf. Dr. med. Klaus-Michael Keller, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Kindergastroenterologe DKD Helios Klinik Wiesbaden