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Als Pädiater:in wissen Sie um die zentrale Bedeutung, die ein guter Ernährungsstatus für die kindliche Entwicklung hat. Eine deutsche Studie hat gezeigt, dass 24 % der Kinder bei der Aufnahme in die Klinik von einer Mangelernährung betroffen sind. Insbesondere bei den kleinen Patienten:innen ist eine frühzeitige Erkennung und Einleitung einer Ernährungsintervention wichtig. Denn ein guter Ernährungsstatus verbessert die Lebensqualität, das Ansprechen auf die Behandlung sowie die physische und kognitive Entwicklung.
In diesem Artikel gehen wir näher auf das Thema Mangelernährung bei Kindern ein und schildern mögliche Symptome und Therapiemöglichkeiten für Ihre jungen Patient:innen.
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Malnutrition bei Kindern: Definition
In der Fachliteratur wird zwischen den Begriffen Mangelernährung und Gedeihstörung unterschieden. Für beide Begrifflichkeiten existieren unterschiedliche Definitionen. Bisher hat sich jedoch noch kein Standard im Sprachgebrauch etabliert, daher werden die Benennungen in der Praxis oft synonym verwendet. Mangelernährung wird häufig definiert als Defizit, Überschuss oder auch als Ungleichgewicht bei der Aufnahme von Energie beziehungsweise Nährstoffen und schließt Unterernährung im Sinne von Gewichtsverlust und Masseabbau ein. Ferner umfasst der Begriff einen Mangel an Vitaminen oder Mineralien, Übergewicht, Fettleibigkeit und die daraus resultierenden ernährungsbedingten Krankheiten.
Die Gedeihstörung per se ist keine Diagnose, sondern wird als deskriptiver Begriff verwendet, dessen Definition Untergewicht, eine Gewichtsabnahme und/oder einen unzureichenden Gewichts- und Längenzuwachs im Kindesalter umfasst. Diese Definition ist auch ein Grund dafür, weshalb die Begrifflichkeiten zu Gedeihstörung und Mangelernährung/Malnutrition häufig synonym verwendet werden.
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Klassifiziert wurde Malnutrition nach den Kriterien von Waterlow auf Basis des relativen Gewichts für die Köperlänge anhand von Perzentilen:
- Eine milde Malnutrition entspricht 81 bis 90 % des Gewichtsmedians für die Länge
- Eine moderate Malnutrition entspricht 70 bis 80 % des Gewichtsmedians für die Länge
- Als schwere Malnutrition gilt ein Wert von weniger als 70 %
Bei Säuglingen besteht ein signifikant höheres Risiko einer Mangelernährung aufgrund des deutlich erhöhten Energiebedarfs in den ersten wichtigen Entwicklungsstadien.
Malnutrition bei Kindern: Folgen
Eine Mangelernährung kann schwerwiegende unmittelbare und langfristige Folgen haben. Bei Kindern mit einer Mangelernährung besteht ein besonderes Risiko für:
- Erhöhte Infektanfälligkeit / gestörte Immunfunktion
- Verzögerter Wundheilung und gehäuften Komplikationen
- Wachstumsverzögerungen; verzögerte Geschlechtsreife
- Beeinträchtigung der zerebralen und neuromuskulären Funktionen
- Verminderte Knochendichte
- Verminderte Muskelmasse
- Schlechterer Verlauf der Grunderkrankung
- Eingeschränkte Lebensqualität
- Verlängerung der Krankenhausaufenthalte
- Erhöhte Mortalität
Je jünger das Kind ist, desto gravierender sind die Folgen. Besonders in den ersten beiden Lebensjahren sind die Auswirkungen auf Wachstum und Entwicklung besonders schwerwiegend.
Malnutrition bei Kindern: Symptomatik
Das größte Anzeichen für Mangelernährung bei Kindern kann ein Perzentilenabfall bei Gewicht und Längenwachstum sein. Da es jedoch keine einheitliche Definition von Mangelernährung in der Pädiatrie gibt, ist es essenziell, das Körpergewicht und die Größe Ihrer Patient:innen regelmäßig zu bestimmen und Änderungen zu dokumentieren. So können beispielsweise Perzentilanabweichungen früh erkannt und dementsprechend interveniert werden.
- Gewicht: Die Gewichtsstagnation beziehungsweise Abnahme ist ein Anzeichen für eine akute Mangelernährung.
- Wachstum: Ist im Weiteren eine Retardierung bzw. Stagnation im Wachstum des Kindes zu verzeichnen, spricht man hierbei von einer chronischen Mangelernährung.
Mangelernährung: Mögliche Begleitsymptome
Folgende weitere Symptome können in Erscheinung treten:
- Verminderung des subkutanen Fettgewebes, fehlendes Unterhautfettgewebe
- Zeichen der Dehydration: trockene Schleimhaute, stehende Hautfalten
- Reduktion der Muskelmasse, schlecht entwickelte Muskulatur
- Bewegungsarmut, fehlende Kontaktaufnahme
- Hautblässe
- trockene, rissige Haut
- klinische Hinweise auf Vitaminmangel
Malnutrition bei Kindern: Mögliche Ursachen
Da es sich bei einer Mangelernährung nicht um eine eigene Indikation handelt, ist die Bestimmung der genauen Ursachen nicht immer leicht. Im Bereich der Mangelernährung verwendet man die Begriffe Krankheitsbedingte Mangelernährung und Nicht-Krankheitsbedingte Mangelernährung. Eine Nicht-Krankheitsbedingte Mangelernährung kann durch umwelt- oder verhaltensbedingte Faktoren verursacht werden.
Krankheitsbedingte Mangelernährung
Eine Krankheitsbedingte Mangelernährung kann durch ein Nährstoffungleichgewicht verursacht werden und ist oftmals verbunden mit einer oder mehreren dysfunktionalen Verhaltensweisen.
- Unzureichende Nahrungsaufnahme
- erhöhter Bedarf (zum Beispiel Inflammation)
- erhöhte Verluste
- veränderte Verwertung der Nährstoffe (Malabsorption, Maldigestion)
Diese Krankheiten können zum Beispiel einer Mangelernährung zugrunde liegen:
- Zerebralparese
- Mukoviszidose
- Morbus Crohn
- Angeborene Herzerkankungen, chronische Nieren- und Lebererkankungen
- ADHS
Nicht-Krankheitsbedingte Mangelernährung
Eine Nicht-Krankheitsbedingte Mangelernährung resultiert oftmals aus äußeren Umwelteinflüssen (beispielsweise sozioökonomischen Faktoren) oder Verhaltensauffälligkeiten, welche wiederum zu einer verminderten beziehungsweise einer zu geringen Nährstoffaufnahme führen und mit einer oder mehreren entwicklungsbedingten Beeinträchtigungen einhergehen.
- Schlechte Lebensbedingungen
- Vernachlässigung
- Unwissenheit oder Fehlernährung aufgrund von einseitigen Ernährungsformen oder Diäten
- Fehlendes Nährstoffangebot
Malnutrition bei Kindern: Diagnostik
Da eine Malnutrition als Begleitsymptom beziehungsweise Folge zugrundeliegender Erkrankungen auftreten kann, sollten diese bei der Anamnese zunächst eruiert werden.
Eine Bewertung der Perzentilenkurven kann Aufschluss über den Ernährungszustand von Kindern geben.
Mangelernährung anhand der Perzentilen erkennen
Die Diagnose „Mangelernährung“ erfolgt immer auf Basis eines Screenings unter Berücksichtigung des individuellen Perzentilenverlaufs, der mit Referenzwerten gleichaltriger Kinder verglichen wird. Daher ist die wichtigste Maßnahme das regelmäßige Erfassen von Körpergewicht und Körpergröße, wie es in der pädiatrischen Praxis bei den Vorsorgeuntersuchungen routinemäßig erfolgt. Bei Bedarf können auch Kopfumfang, Armumfang und andere Parameter zur Beurteilung hinzugezogen werden. Ein Abfall der etablierten Kurve beim Körpergewicht und/oder der Länge deutet auf eine Gedeihstörung hin.
Hierbei ist es wichtig, nicht die Einzelmessung, sondern immer den individuellen Verlauf der Wachstumskurven eines Kindes zu betrachten, denn jedes Kind entwickelt sich individuell. Die Perzentilenkurven geben frühzeitig Aufschluss über Abweichungen, um bei Bedarf schnell ernährungstherapeutische Maßnahmen einzuleiten.
Die diagnostischen Parameter für eine Malnutrition können dabei zum Beispiel folgende sein:
- Gewicht und/oder Länge bezogen auf das Alter < 3. Perzentile beziehungsweise 2 SDS bei mehr als einer Messung
- Gewicht und/oder Länge kreuzen zwei Hauptperzentilen
- Gewicht-Längen-Relation (Langensollgewicht) < 90 %
Messung mithilfe des Perzentilenrechners
Mithilfe unseres Perzentilenrechners können Sie durch Eingabe von Gewicht und Größe schnell und einfach feststellen, ob ein Kind eher größer oder kleiner, schwerer oder leichter ist als andere Kinder in diesem Alter. Zum Perzentilenrechner
Wir unterstützen Sie gerne mit hilfreichen Broschüren. Bilden Sie sich in unseren Fortbildungen zu Themen der Pädiatrie und zur medizinisch enteralen Ernährung weiter.
Malnutrition von Kindern: Ernährungstherapie
Haben Sie bei Ihren jungen Patient:innen eine Mangelernährung diagnostiziert steht die schnellstmögliche Ernährungsintervention im Vordergrund.
Die Stufen der Ernährungstherapie bei Malnutrition
Die Stufen der Ernährungstherapie stellen verschiedene Formen der Ernährungsunterstützung dar. Das stufenweise Vorgehen verfolgt das Ziel, den Energie- und Nährstoffbedarf zu decken und vorhandene Defizite auszugleichen, um einer Mangelernährung entgegenzuwirken oder ein Aufholwachstum zu gewährleisten. Die Maßnahmen sind kombinierbar und richten sich nach den individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten Ihrer Patient:innen.
Normalkost und Energieanreicherung
An erster Stelle der Ernährungstherapie stehen eine ausgewogene Normalkost und Ernährungsberatung, soweit die orale Nahrungsaufnahme problemlos möglich ist. Wenn die Normalkost allein nicht für ein gutes Gedeihen ausreicht, sollte die Nahrung hochkalorisch angereichert werden, darüber hinaus stehen verschiedene Nahrungsmodule zur Anreicherung der Normalkost zur Verfügung (zum Beispiel mit Maltodextrin). Bitte halten Sie immer Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.
Aufgrund des richtigen Energie-Protein-Verhältnisses, welches für das Aufholwachstum benötigt wird, ist gerade das Anreichern von Säuglingsnahrung sehr komplex. Für Säuglinge mit einer Gedeihstörung gibt es eine spezielle, therapeutische Säuglingsnahrung mit einem Energiegehalt von 1 kcal/ml und dem idealen Energie-Protein-Verhältnis für ein optimales Aufholwachstum.
Medizinische Trinknahrung
Ist eine Anreicherung der normalen Kost nicht zielführend beziehungsweise ausreichend, können medizinische Trinknahrungen eine hochkalorische Ernährung sinnvoll unterstützen. Vollbilanzierte Trinknahrungen, wie zum Beispiel Infatrini Trinknahrung und Nutrini Trinknahrung können sowohl zur ergänzenden als auch zur ausschließlichen Ernährung eingesetzt werden. Bei entsprechender Indikation sind medizinische Trinknahrungen verordnungsfähig. Mehr über Trinknahrung.
Erklärbroschüre Emma Elefant für Ihre kleinen Patient:innen
Die Erklärbroschüre erzählt die Geschichte vom Elefantenmädchen Emma, welches Probleme hat, ausreichend zu essen und dadurch immer schwächer wird. Es wird kindgerecht erklärt, welche Auswirkungen die fehlenden Nährstoffe auf Emmas Körper haben und wie sie durch die Nutrini Trinknahrung wieder mehr Lebensqualität erlangt. Die spielerische Aufklärung Ihrer kleinen Patient:innen wird außerdem durch Reime und Ausmalbilder unterstützt. Jetzt Broschüre kostenlos bestellen
Bedarfsgerechte Sondennahrung
Führen Nahrungsanreicherung und ergänzende ernährungstherapeutische Maßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg oder ist die orale Nahrungsaufnahme stark eingeschränkt, kann eine Sondenernährung , zum Beispiel von Nutrini oder von Infatrini zum Einsatz kommen, um die Versorgung des Kindes mit lebenswichtigen Nährstoffen sicherzustellen. Auch mit einer Ernährungssonde (nasogastrale Sonde oder PEG) ist die orale Gabe von Normalkost und Trinknahrung möglich und sollte je nach Voraussetzungen Ihrer Patient:innen gefördert werden.
Bei entsprechender Indikation sind medizinische Sondennahrungen verordnungsfähig. Nutricia bietet Ihnen eine Vielfalt von Sondennahrungen und der dazugehörigen Applikationstechnik an, um die optimale Ernährungstherapie für jedes Kind sicherzustellen. Mehr über Sondennahrung.
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Ihr Kontakt zu uns
- Dipasquale V et al. Nutrients 2020; 12: 2413.
- Hulst JM et al. J Pediatr Gastroenterol Nutr 2022; 74: 693-705.
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- Rodeck B, Zimmer K.-P., (2008): Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung. Springer Medizin Verlag, Heidelberg.