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veröffentlicht am 7. August 2019 in der Kategorie Ernährung für Kinder
Die eosinophile Ösophagitis ist eine chronisch-entzündliche, immun-/antigenvermittelte Erkrankung der Speiseröhre, die in allen Altersgruppen auftreten kann. Die Häufigkeitsgipfel liegen im frühen Kindesalter, in der Pubertät und später dann zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr, wobei eine deutliche Prädominanz für das männliche Geschlecht vorliegt. Seit der Entdeckung in den 1990 er Jahren nimmt die Krankheit stetig zu.
Die Prävalenz im Kindesalter liegt bei ca. 29,5 : 100.000
Es besteht eine starke Assoziation mit anderen atopischen Erkrankungen, z. B. der allergischen Rhinitis, der atopischen Dermatitis oder dem allergischen Asthma. Ätiologisch sind Nahrungs- und Luftallergene von Bedeutung, wobei das auslösende Antigen durch eine allergologische Diagnostik meist nicht identifiziert werden kann. Es handelt sich dabei in der Regel um IgE-unabhängige Immunmechanismen, so dass die spezifischen IgE-Antikörper oft negativ sind.
Im Kindesalter haben Nahrungsmittelallergien eine besonders hohe Bedeutung. Häufige Nahrungsmitteltrigger sind Kuhmilch und Weizen (≥50%) gefolgt von Soja, Eiern, Hülsenfrüchten, Rindfleisch, Nüssen/Erdnüssen und Fisch/Meeresfrüchten.
Die Symptome beim Kind unterscheiden sich von denen von Erwachsenen.
Symptome bei Kindern:
- Eher unspezifisch
- Dysphagie
- Nahrungsverweigerung
- Spucken
- Bauch- und Thoraxschmerzen
- Gedeih- und Wachstumsstörung
- Husen
- Schlafstörungen
- Würgen, Erbrechen
Symptome bei Jugendlichen und Erwachsenen:
- Dysphagie
- Sodbrennen
- Bolusimpaktion
- Retrosternale Schmerzen
- Odynophagie
- Refluxsymptome
Gerade Jugendliche entwickeln zum Teil ausgeprägte Adaptationsstrategien, um die Beschwerden zu mildern, wie das Meiden bestimmter Nahrungsmittel, wie z.B. Brot und Fleisch, langes Kauen, langsames Essen und reichliches Nachtrinken.
Die Diagnose der EoE
Der Goldstandard der Diagnose ist die endoskopische Untersuchung gemeinsam mit einer genauen Anamnese, auch bezüglich der möglichen Trigger, wie z.B. Nahrungsmittelallergene. Endoskopisch sollten mindestens 4 -6 Biopsien an verschiedenen Stellen durchgeführt werden.
Diagnosekriterien Endoskopie
- Eosinophilenzahl von >15 pro „high power field“ (HPF)
- fixierte Ringe/Strikturen
- weißes Exsudat
- Längsfurchen
- Schleimhautödem
Des Weiteren findet sich häufig neben einer Bluteosinophilie, erhöhtes Total-IgE im Blut.
Therapie der eosinophilen Ösophagitis
Das kurzfristige Therapieziel ist die klinische und histologische Remission, die auch langfristig zur Vermeidung von Komplikationen (z.B. Bolusobstruktion), sowie einer verbesserten Lebensqualität angestrebt wird.
Zur Behandlung werden topische Kortikosteroide, Protonenpumpeninhibitoren oder verschiedene Eliminationsdiäten angewendet. Antiallergika, Immunsuppressiva oder Biologika haben bislang keinen gesicherten Stellenwert. Die Therapie muss langfristig durchgeführt werden.
Einer Metaanalyse zufolge sprechen etwa 50% der Patienten mit EoE auf Protonenpumpenhemmer (PPI) an. Daher wird in der Regel ein Therapieversuch über 8 bis 12 Wochen durchgeführt.
Dabei ist zu beachten, dass der Einsatz von PPI u.a. zu den folgenden Nebenwirkungen führen kann:
- Kopfschmerzen
- Erbrechen
- Durchfall
- Verstopfung
- Gastrointestinale und respiratorische Infekte
- Vitamin- und Mineralstoffmalabsorption
Gerade im Kindes- und Jugendalter sollten Allergien, z.B. Nahrungsmittelallergien als Verursacher ausgeschlossen bzw. bestätigt werden. Bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie wird vorzugsweise eine Eliminationsdiät durchgeführt. Hier finden drei verschiedene Formen in der Praxis Anwendung.
Eliminationsdiät mit einer Aminosäurenformula
Die Eliminationsdiät ist eine kausale Therapie. Nach einer aktuellen Metaanalyse von 33 Studien mit insgesamt 1317 Patienten (1128 Kinder, 189 Erwachsene) konnte mit einer aminosäurenbasierten Elementardiät eine histologische Remissionsrate von über 90% erreicht werden.
Empirische Eliminationsdiät – 6 Food Elimination Diet
Bei dieser Ernährungsform wird auf die häufigsten Allergie-auslösenden Nahrungsmittel über einen Zeitraum von mindestens 6 Wochen verzichtet:
- Kuhmilch
- Weizen
- Soja
- Eier
- Nüsse
- Meeresfrüchte
Die histologische Remissionsrate liegt bei etwa in etwa 70%, bei bis zu 90% führt diese Ernährungsform zu einer klinischen Besserung.
Nach und nach kommt es zu einer schrittweisen Reexposition, die häufig jedoch zu einem Rezidiv führt.
Empirische Eliminationsdiät – 4 Food Elimination Diet
Bei der 4 Food Elimination Diet verzichten die Patienten auf:
- Milch und Milchprodukte
- Weizen
- Ei
- Hülsenfrüchten
Die klinisch-pathologische Ansprechrate lag bei 54 %,
Gezielte Eliminationsdiät nach Allergietestung (Targeted Elimination Diet)
Bei dieser Form der Diät verzichtet der Patient auf alle Nahrungsmittel, für die eine Sensibilisierung vorliegt. Zugrunde liegen Ergebnisse von Allergietests, Skin-Prick Test oder Atopy Patch Test.
Jedoch ist diese Eliminationsdiät in der Praxis aufgrund der geringeren Remissionsraten von 45% weniger effektiv.
Unabhängig von der Art der Therapie sollte der Therapieerfolg nach 6-12 Wochen endoskopisch überprüft werden. Bei der Wiedereinführung von Nahrungsmitteln, die eliminiert wurden, kann die Kontrolle auch häufiger notwendig sein.
Wird bei Kindern über einen längeren Zeitraum eine Eliminationsdiät durchgeführt, bei der Grundnahrungsmittel, wie z.B. Milch eliminiert werden, so ist für einen adäquaten Ersatz zu sorgen, der Kinder sicher vor allergischen Reaktionen schützt und mit allen Nährstoffen für eine gute Entwicklung versorgt.
Für die Eliminationsdiät mit einer Aminosäurenformula oder als Ersatz für Milch bei den 4/6 Food Elimination Diets hat sich Neocate in Studien bewährt. Für Kinder mit EoE unter einem Jahr steht Neocate Syneo oder Neocate Infant zur Verfügung, für Kinder über einem Jahr Neocate Junior.