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veröffentlicht am 10. Januar 2020 in der Kategorie Ernährung für Kinder
Erschreckend hoher Anteil mangelernährter Kinder in Deutschland
Während in der Öffentlichkeit den Ernährungsthemen Übergewicht und Adipositas im Kindesalter besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist den meisten nicht bekannt, dass viele Kinder in Deutschland unter Untergewicht und Mangelernährung leiden.
So sind laut den aktuellen Ergebnissen der KiGGS Studie durchschnittlich 15,4 % aller Kinder im Alter von 3-17 Jahren übergewichtig oder adipös.
Demgegenüber stehen jedoch ca. 24 % der hospitalisierten Kinder mit krankheitsassoziiertem Untergewicht bzw. Mangelernährung, wie eine Untersuchung an einer deutschen Kinderklinik gezeigt hat.
Mit der Zielsetzung auf das Problem der oft unterdiagnostizierten Mangelernährung in der Pädiatrie hinzuweisen und deren oft schwerwiegenden Folgen zu verhindern, trafen sich 7 Fachleute aus der Pädiatrie, Ernährungsmedizin, Pflege und Politik.
Die Studie an der Kinderklinik kam zu dem Ergebnis, dass eine Mangelernährung bei verschiedenen Erkrankungen besonders häufig auftritt. Ein besonders hohes Risiko für eine Mangelernährung haben ehemalige Frühgeborene, chronisch kranke Kinder und Kinder mit neurologischen Erkrankungen.
Folgende Häufigkeiten für eine Mangelernährung bei verschiedenen Diagnosen konnten ermittelt werden:
- 40,0 % bei neurologischen Erkrankungen
- 34,5 % bei Infektionen
- 33,3 % bei Mukoviszidose
- 28,6 % bei kardiologischen Erkrankungen
- 27,3 % bei onkologischen Erkrankungen
- 23,6 % bei gastrointestinalen Erkrankungen
Als Ursachen für Mangelernährung gelten u.a.:
- Niedrige Nahrungszufuhr
- Erhöhte Verluste
- Erhöhter Energieverbrauch
Die Folgen einer Mangelernährung können gravierend sein
Bei Kindern mit einer Mangelernährung besteht ein besonderes Risiko für:
- Erhöhte Mortalität
- Erhöhte Infektanfälligkeit / gestörte Immunfunktion
- Verzögerter Wundheilung und gehäuften Komplikationen
- Wachstumsverzögerungen; verzögerte Geschlechtsreife
- Beeinträchtigung der zerebralen und neuromuskulären Funktionen
- Verminderte Knochendichte
- Verminderte Muskelmasse
- Schlechterer Verlauf der Grunderkrankung
- Eingeschränkte Lebensqualität
- Verlängerung der Krankenhausaufenthalte
Je jünger das Kind ist, desto gravierender sind die Folgen. Besonders in den ersten beiden Lebensjahren sind die Auswirkungen auf Wachstum und Entwicklung besonders schwerwiegend.
Mangelernährung – zu oft nicht behandelt
Die Untersuchung zeigte weiterhin, dass nur bei etwa 30 % der betroffenen Kinder die Mangelernährung behandelt wird.
Die Experten kommen zu dem Schluss, dass die zu geringe Aufmerksamkeit für dieses Problem eine der Ursachen dafür darstellt. So werden noch immer nicht alle Kinder regelmäßig gemessen und gewogen, wodurch die Einschätzung des Ernährungszustands oftmals nicht rechtzeitig getroffen wird.
Es konnte auch beobachtet werden, dass selbst beim Vorliegen von Daten, die auf eine Mangelernährung hinweisen, nicht immer eine entsprechende Diagnostik und Therapie erfolgt.
Welche Maßnahmen können getroffen werden?
In der Expertenrunde wurden folgende Schlussfolgerungen gezogen, damit die Versorgung betroffener Kinder verbessert werden kann:
- Aus- und Weiterbildung in der Ernährungsmedizin
- Routinemäßiges Messen und Wiegen
- Bei Vorliegen von auffälligen Werten, konsequente Diagnose und Therapie der Mangelernährung
- Bildung eines multidisziplinären Ernährungsteams in Krankenhäusern
- Einbindung von Eltern und Betreuern
- Mehr Öffentlichkeit und Aufklärung für die Prävalenz der Mangelernährung
Die Experten kommen zu dem Schluss, dass die hohe Prävalenz der Mangelernährung bei Kindern nicht länger hingenommen werden kann, da deren Konsequenzen und Risiken, wie Entwicklungsverzögerungen, erhöhte Sterblichkeit, sowie die Einschränkung der Lebensqualität gravierend sein können. Daher sollte jedes Kind regelmäßig gewogen und gemessen werden, um bei Verdacht auf eine Mangelernährung rechtzeitig zu intervenieren.
Perzentilenkurven
Zur Beurteilung von Gewicht und Größen werden Perzentilen herangezogen. Der Online Perzentilenrechner von Nutricia kann neben der Darstellung des aktuellen Status und dem Verlauf, zusätzlich das Längen-Soll-Gewicht automatisch berechnen, wodurch eine schnelle Beurteilung des Ernährungszustands möglich ist. Die Online Perzentilenrechner finden Sie hier.
Medizinische Ernährung
Für einen individualisierten Ansatz bei der Ernährung akut und chronisch kranker Kinder bietet Nutricia alters- und bedarfsadaptierte pädiatrische Trink- und Sondennahrung, die speziell auf den individuellen Nährstoffbedarf von Kindern in verschiedenen Entwicklungsstufen zugeschnitten ist. Die Infatrini®-Produkte umfassen Trink- und Sondennahrung für Säuglinge. Für Kinder in den unterschiedlichen Wachstums- und Entwicklungsphasen stehen verschiedene Varianten der Marke Nutrini® zur Verfügung. Hinweise zur Erstattung von medizinischer Ernährung finden Sie auf der Internetseite von Nutricia.
Ernährungsteam Junior
Ein wesentliches Problem bei der Ernährung insbesondere von chronisch kranken Kindern ist die häufig schlechte Vernetzung zwischen Kliniken und dem niedergelassenen Bereich. Um diese Situation zu verbessern, bietet Nutricia einen deutschlandweit einmaligen Service an: Das Ernährungsteam Junior unterstützt Eltern, Angehörige und Pflegekräfte von Kindern, die auf Trink- und/oder Sondennahrung angewiesen sind. Erfahrene, examinierte Pflegekräfte helfen unter anderem bei der Integration der Ernährungstherapie in den Familienalltag.
Mit dem Ernährungsteam Junior sind die kleinen Patienten in guten Händen – von der Entlassung aus der Klinik bis zur weiteren Versorgung in Pflegeeinrichtungen oder zuhause. Weitere Infos finden Sie hier.
Quellen: Koletzko, B. et al: Monatsschrift für Kinderheilkunde (2019) 167:1022-1026; Pawellek I. et al: Clinical Nutrition (2008) 27: 72-76; Schienekiewitz, A. et al: Journal of Health Monitoring (2018) 3 (1).