veröffentlicht am 9. Oktober 2019 in der Kategorie Ernährung für Kinder

Aktuelle Informationen vom 14. Allergiekongress im September 2019

Häufigkeit

Die genaue Häufigkeit von FPIES (Food Protein Induced Enterocolitis Syndrom) für Deutschland ist nicht genau bekannt. Sie liegt in den USA bei ca 0,5% für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Man weiß jedoch, dass diese Erkrankung auch in Deutschland kontinuierlich zunimmt und immer mehr Säuglinge und Kleinkinder betroffen sind.

FPIES kann aber auch im Erwachsenenalter auftreten, wobei Frauen häufiger erkranken. Bei Erwachsenen sind nur wenige Fälle detailliert beschrieben, der Symptombeginn erfolgt aber meist nach jahrelanger Toleranz. Die Symptome können aber auch bei ihnen sehr schwerwiegend sein. Auslöser von FPIES sind Nahrungsmittelallergene, am häufigsten Kuhmilchprotein.

Symptome

Um den Verdacht FPIES zu stellen, sollten neben dem Hauptkriterium „Erbrechen innerhalb 1-4 Stunden“ nach der Mahlzeit mindestens 3 Nebenkriterien auftreten:

  • Diarrhoe
  • Lethargie
  • Hypotension
  • Hypothermie
  • Blässe
  • Notwendigkeit für Notfallambulanz
  • Notwendigkeit zur Infusionstherapie
  • Mehr als 1 Episode von Erbrechen nach dem gleichen Nahrungsmittel
  • Erbrechen nach einem anderen Nahrungsmittel

Akutes FPIES

Die Symptome treten direkt nach dem Verzehr des Nahrungsmittels auf und sind in der Regel schwer.

Chronisches FPIES

Typischerweise trifft dies Säuglinge < 4 Monaten; der Auslöser wird regelmäßig verzehrt (z.B. Säuglingsmilchnahrung), so dass es keine klare Assoziation zu den Mahlzeiten gibt. Nach Re-Exposition kommt es zu einer akuten Reaktion (akutes FPIES) innerhalb von 1-4 Stunden.

Auslöser für FPIES im Kindesalter

Kuhmilch ist weltweit die häufigste Ursache für FPIES. Die weiteren Auslöser variieren je nach Land und Verzehrsgewohnheiten.

Die Hauptauslöser in absteigender Reihenfolge für Deutschland sind:

  • Milch
  • Fisch
  • Fleisch (Rind, Geflügel)
  • Getreide
  • Gemüse (Kartoffel, Karotte, Kürbis, Süßkartoffel)
  • Obst (Avocado, Banane)
  • Ei
  • Soja

Auslöser bei Erwachsenen

  • Fisch
  • Meeresfrüchte
  • Muscheln
  • Ei

Es können aber auch sehr untypische Nahrungsmittel, wie Mandel oder Sonnenblumenkerne als Auslöser infrage kommen. Nur in wenigen Fällen sind mehrere Nahrungsmittel betroffen.

Diagnose

Die Diagnose erfolgt zu Beginn über Bestimmung der IgE Antikörper. Diese sind allerdings nur selten positiv, da FPIES in der Regel eine non-IgE vermittelte Allergie ist. Ohne allergische Soforttypsensibilisierung erfolgt die Diagnose über die orale Provokation nach einem 3- stufigen Schema: Zu Beginn bekommen die Kinder 10%, dann 35% und 65% der Gesamtdosis. Die Kinder sollten dann 4-6 Stunden nachbeobachtet werden.

Therapie

Ein akutes FPIES muss mittels einer intravenösen Flüssigkeitstherapie, sowie der Gabe von Ondansetron (Antiemetikum) und Prednisolon therapiert werden. Adrenalin und Antihistaminikum sind bei typischen FPIES nicht sinnvoll.

Die Therapie besteht weiterhin aus dem strikten Meiden des/der Auslöser. Kinder mit einer Kuhmilchproteinallergie sollten eine sichere Spezialnahrung bekommen. Meist werden hier Nahrungen auf Basis von Aminosäuren eingesetzt, wie z.B. Neocate.

Eine besondere Gefahr ergibt sich aus der fehlenden Kennzeichnung der untypischen Auslöser, die nicht zu den Hauptallergenen gehören.  Hier ist auch eine Spurenkennzeichnung nicht vorhanden. Daher sollten betroffene Kinder immer von einer allergologisch versierten Ernährungsberatung begleitet werden, um einerseits trotz Allergie gut ernährt zu sein, andererseits aber auch vor Risiken durch Allergene in Nahrungsmitteln geschützt zu werden.

Die Beikosteinführung erfolgt nach dem 4. Lebensmonat. Neue Nahrungsmittel sollten einzeln eingeführt werden, eine verzögerte Einführung ist nicht notwendig. Betroffene Kinder brauchen einen FPIES Notfallausweis, allerdings kein Notfallset (wenn keine IgE vermittelte Sofortreaktion nachweisbar ist).

Fazit: Bei ungewöhnlichem Verlauf einer Gastroenteritis sollte immer an FPIES gedacht werden. Manchmal sind hier ganz „untypische“ Nahrungsmittel die Auslöser. Im Zweifel sollte immer eine orale Provokationstestung unter stationärem Monitoring durchgeführt werden.

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