So sieht das Arbeiten als angestellte Hebamme aus

Nur rund 1,6 Prozent der Geburten in Deutschland fanden im Jahr 2017 außerklinisch statt, alle anderen Neugeborenen kamen auf der Geburtsstation eines Krankenhauses zur Welt – und hier arbeitet die angestellte Hebamme als Klinikhebamme.1

Als Klinikhebamme ist es dein Hauptjob, Frauen während der Geburt zu begleiten. Direkt nach der Geburt kontrollierst du als Hebamme den Gesundheitszustand des Babys und stehst der frisch gebackenen Mutter auch beim ersten Anlegen zur Seite. Dazu kommt die Dokumentation, denn alles, was unter der Geburt passiert, muss schriftlich festgehalten werden.

Die wenigsten angestellten Hebammen bieten Betreuungsleistungen vor oder nach der Geburt an. Entsprechend kennt man als Hebamme die gebärenden Frauen meist nicht. Als Klinikhebamme arbeitest du im Schichtdienst und es kann vorkommen, dass du bis zu vier Geburten gleichzeitig betreut. Je nachdem wie lange die Geburt dauert, kann es auch einen Wechsel unter Kolleginnen während der Geburt geben.2

Keine Geburt ohne Hebamme 

In manchen Städten gibt es mittlerweile auch hebammengeführte Kreißsäle im Krankenhaus – hier kommt der Arzt nur dazu, wenn er gerufen wird. Die Hebammen arbeiten selbstständig und eigenverantwortlich. Studien zeigen sogar, dass es auf diesem Weg deutlich weniger medizinische Interventionen gibt. Überhaupt: In Deutschland gilt die Hinzuziehungspflicht einer Hebamme. Das bedeutet, dass bei jeder Geburt eine Hebamme anwesend sein muss, egal ob das Baby spontan oder per Kaiserschnitt geboren wird.3

Genau wie jede Familie anders ist, verläuft auch jede Geburt unterschiedlich. Klar ist aber in jedem Fall: Die werdenden Eltern brauchen eine verlässliche Betreuung während der Geburt. Wenn sich die Mutter gut aufgehoben und entspannt fühlt, verläuft auch die Geburt oft besser und es gibt weniger Eingriffe von außen.

Schichtdienst, Überstunden, Urlaubsvertretungen und Personalengpässe sind für die Hebammen im öffentlichen Dienst leider oft Alltag. In den Klinken geht es eben auch um den wirtschaftlichen Faktor, was zur Folge hat, dass mehr als 70 Prozent aller angestellten Hebammen in Teilzeit angestellt sind.4

Als angestellte Hebamme kannst du aber nicht nur in einer Klinik, sondern auch in einem Geburtshaus oder in einer Hebammenpraxis tätig sein. Es gibt auch Hebammen, die neben ihrer Festanstellung noch freiberuflich tätig sind und zum Beispiel Geburtsvorbereitungskurse oder eine Nachsorge anbieten. Das hat für die Frauen auch den Vorteil, dass sie die Hebamme, die bei ihrer Geburt dabei sein wird, schon kennenlernen können.

Aufgaben  der angestellten Hebamme

Die Aufgaben einer angestellten Hebamme sind abwechslungsreich und in jedem Dienst wartet eine neue Familie und eine andere Art von Geburt auf die Hebamme. Im Kreißsaal betreut sie die Schwangeren vor und während der Geburt. Da der Klinikalltag stressig ist, ist es oft schwierig, den Spagat zwischen den verschiedenen Frauen und der Dokumentation zu bewältigen. Die leitende Hebamme ist für das Hebammenteam auf ihrer Station zuständig und plant die Dienste. Im Hebammenkreißsaal, den es schon in einigen Städten gibt, kannst du dich noch intensiver um die werdende Mutter kümmern.5

Für die werdende Mutter ist es wichtig, mit ihren Wünschen, Sorgen und Ängsten wahrgenommen zu werden. Bei einigen Frauen reicht es, ihnen gut zuzureden und den Mann miteinzuspannen, andere brauchen eine engere Betreuung oder Schmerzmittel. Die Hebamme muss einschätzen, in welcher Phase der Geburt sich die Frau befindet und was sie braucht – und auch, ob ein Arzt dazu geholt werden muss und welche medizinischen Eingriffe nötig sind. Die Klinikhebamme begleitet Eltern auch, wenn es zu einer Fehl- oder Totgeburt kommt. Hier ist viel Einfühlungsvermögen gefragt.

Schichtdienst ist Alltag für angestellte Hebammen

Im Krankenhaus wird in Schichten gearbeitet, es gibt Früh-, Spät- und Nachtschichten, an Wochenende und auch an Feiertagen, denn Babys kommen einfach immer zur Welt. Der Dienst dauert in der Regel acht Stunden, wobei Überstunden und das Verzichten auf Pausen für viele Hebammen zum Alltag gehören. Eine Befragung vom ‚Deutscher Hebammen Verband‘ unter 1.692 angestellten Klinikhebammen hat ergeben, dass etwa 90 Prozent der Hebammen Überstunden leisten und keine Pausen nehmen können. Zudem betreut die Hälfte der Befragten häufig drei Frauen parallel, weitere 20 Prozent sogar vier und mehr Frauen parallel.6 Der Arbeitsalltag kann also mitunter ziemlich stressig werden.

Als Hebamme bist du entweder direkt bei der Geburt dabei oder betreust die Frauen ebenso auf der Wochenbettstation. Auch hier müssen meistens viele Frauen gleichzeitig unterstützt werden und das sehr intensiv. Nach der Geburt ist das Hormonchaos perfekt und die körperlichen und seelischen Herausforderungen sind groß. Außerdem haben viele Mütter Verletzungen, egal ob sie natürlich oder per Kaiserschnitt entbunden haben. Dazu kommen, gerade bei Erstgebärenden Unsicherheiten und oft braucht die Frau auch einfach jemanden, der ihr zuhört, sie tröstet und beruhigt.

Gehalt einer angestellten Hebamme

Im öffentlichen Dienst wird der Verdienst der Hebamme im TVöD-P (Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes – Pflege) eingeteilt. Der Tarifvertrag ist in unterschiedliche Entgeltgruppen gegliedert und Hebammen werden in die Entgeltgruppe P8 eingruppiert und steigen direkt in Stufe 2 ein. Zum Gehalt kommen Zuschläge für Nacht- und Wechselschichten.7

Das Gehalt ist stark abhängig von der Einrichtungsart (staatlicher oder privater Träger), Berufserfahrung, Beschäftigungsart (angestellt oder freiberuflich) und dem jeweiligen Bundesland. Mit wachsender Berufserfahrung steigt das Gehalt entlang der Stufen zwei bis sechs. Nach einigen Jahren Berufserfahrung kann eine Hebamme im öffentlichen Dienst in eine höhere Entgeltgruppe gestuft werden, wenn sie zum Beispiel als leitende Hebamme angestellt ist. Bei freigemeinnützigen Trägern liegt das Einstiegsgehalt etwas darunter – bei privaten Trägern können die Arbeitnehmerinnen ihr Gehalt frei aushandeln.8

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