Was passiert gerade in der Lipidforschung?

In letzter Zeit konnten durch moderne Analyseverfahren die Makronährstoffe Kohlenhydrate, Eiweisse und Fette genauer untersucht werden und ein immer tieferes Verständnis ihrer eigentlichen Zusammensetzung gewonnen werden. Dadurch schreitet auch die Bestimmung ihrer Funktionen immer weiter voran.

Forschungsergebnisse zu Lipiden

Viele Studien belegen die Wichtigkeit langkettiger, mehrfach ungesättigter Fettsäuren, genannt LCPs (Long-chain polyunsaturated fatty acids), für die frühkindliche Entwicklung. Wir wissen heute, dass bei den LCPs nicht nur DHA (Docosahexaensäure), sondern auch ARA (Arachidonsäure) für eine optimale Fettsäureversorgung des Säuglings essenziell sind.

Ein Baby kann LCPs aber noch nicht in ausreichender Menge selbst bilden. Die Natur hat hier eine geniale Lösung gefunden: Muttermilch enthält viele LCPs für die gesunde Entwicklung des Kindes.

Etwa vom Beginn des dritten Schwangerschaftstrimesters bis zu einem Alter von zwei Jahren legt das Gehirn einen Wachstumsspurt ein [2,3]. Der Peak dieses Spurts liegt um den Zeitpunkt der Geburt2. In dieser Periode steigt der Gehalt an der LCP-Fettsäure DHA (Docosahexaensäure) dramatisch durch Zellvermehrung und DHA-Einlagerung an3.

Obwohl Säuglinge einen gewissen Anteil an DHA selbst aus Vorläuferfettsäuren synthetisieren können [4] geschieht dies jedoch nur langsam und nicht ausreichend. Deshalb sind Säuglinge auf eine DHA-Zufuhr über die Ernährung angewiesen. Viele Studien legen mittlerweile nahe, dass mit der DHA-Zufuhr auch für eine ausreichende Zufuhr an der LCP-Fettsäure ARA gesorgt werden muss.

Auf Basis einiger Studien wurde sich unter anderem von der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) sowie von weiteren Institutionen dafür ausgesprochen, keine Säuglingsnahrungen zu verwenden, welche einen hohen DHA-Gehalt aufweisen, aber keinen ARA-Zusatz verwenden, sofern hier keine Studien vorliegen, die dies noch weitreichender untersucht haben. Es wird stattdessen empfohlen, auf einen ARA-Gehalt zu setzen, der mindestens genauso hoch ist wie der DHA-Gehalt, also ähnlich wie im Vorbild Muttermilch.8

Was war nochmals DHA und ARA?

DHA (Docosahexaensäure) ist eine essentielle Fettsäure, die zur Entwicklung des zentralen Nervensystems, des Gehirns, des Sehens und zur Entwicklung der Augen beiträgt, besonders bei Frühgeborenen. Sie gehört den Omega-3-Fettsäuren an, welche durch ihre anti-inflammatorischen und entzündungshemmenden Effekte für Menschen aller Altergruppen von grosser Bedeutung sind.
Der DHA-Gehalt der Muttermilch hängt unmittelbar von der mütterlichen DHA-Zufuhr ab5.

ARA (Arachidonsäure) ist ebenfalls eine essentielle Fettsäure. Sie wird vor allem in den Membranen von Organen und Geweben deponiert und lagert sich ab dem letzten Trimester der Schwangerschaft in das Hirngewebe des Fötus ein6,7, allerdings ist deren Bedeutung in der Muttermilch noch nicht vollständig geklärt.
Die Arachidonsäure ist der Gruppe der Omega-6-Fettsäuren zugehörig und kommt in relativ gleichbleibenden Gehalten in der Muttermilch vor5.

Die räumliche Struktur der Muttermilch

Ebenfalls im Fokus der Forschungsarbeiten steht die räumliche Struktur der Muttermilch und deren Auswirkung auf die Gesundheit des Kindes. Das Fett der Muttermilch liegt in winzigen Milchfettkügelchen (engl. milk fat globules; MFG) mit einem Durchmesser von 0,1 bis 15 Mikrometer vor. Die äussere Membran dieser Kügelchen ist reich an bioaktiven Verbindungen, die sich zum Beispiel positiv auf die neurologische Entwicklung sowie die Immun- und Magen-Darm-Funktion auswirken.

Im Rahmen der Forschungen von Nutricia konnten erste Hinweise dafür geliefert werden, dass eine neu entwickelte Fettstruktur in Säuglingsnahrung, die den mütterlichen MFG sehr ähnlich ist, den Fettstoffwechsel so beeinflusst, dass es bei Säuglingen im Untersuchungszeitraum von vier Monaten zu adäquatem Wachstum kam9, bei Tieren in der präklinischen Forschung sogar in Zusammenhang mit weniger Übergewicht10.

Ergebnisse dieser Art sind vielversprechend für die Weiterentwicklung von Ernährungsoptionen für Kinder, die nicht vollständig gestillt werden können, und sogar für andere spezielle Ernährungsfragen jenseits des Kleinkindalters.

Labor zwei

Faszination Muttermilch

Muttermilch ist einfach faszinierend! Sie ist unumstritten die beste Nahrungsquelle für alle Säuglinge – mit zahlreichen kurz- und langfristigen Vorteilen für Säuglinge und Mütter. Nutricia betreibt seit 50 Jahren Muttermilchforschung, um die einzigartige Komplexität der Muttermilch und ihre Wirkung besser verstehen zu können. Es wird immer deutlicher, dass Stillen einen enormen Einfluss auf die ersten 1.000 Tage im Leben eines Kindes hat – auf seinen gesamten körperlichen und geistigen Reifungsprozess – und damit auch entscheidend ist für seine spätere Entwicklung.

  1. Interview in Forum Kompakt Ausgabe 13/1.
  2. Dobbing, J., Sands, J. Comparative aspects of the brain growth spurt. Early Hum Dev 1979;3:79-83
  3. Lauritzen, L., Hansen, H., Jørgensen, M., Michaelsen, K. The essentiality of long chain n-3 fatty acids in relation to development and function of the brain and retina. Prog Lipid Res 2001;40:1-94
  4. Sauerwald, T.,Hachey, D., Jensen, C., Chen, H., Anderson, R., Heird, W. Intermediates in endogenous synthesis of C22:6 omega 3 and C20:4 omega 6 by term and preterm infants. Pediatr Res 1997;41:183-7
  5. Demmelmair H, Koletzko B (2015) Importance of fatty acids in the perinatal World. Rev Nutr, Diet112:31–47
  6. Makrides M, Neumann MA, Byard RW, Simmer K, Gibson RA (1994) Fatty acid composition of brain, retina, anderythrocytes inbreast- andformula-fed infants. AmJClinNutr. 60(2):189–194
  7. Martinez M.(1992) Tissue levels of polyunsaturated fatty acids during early human development.JPediatr 120(4Pt2):S129–S138
  8. Bührer, C., Ensenauer, R., Jochum, F. et al. Sollen Säuglingsnahrungen sowohl Docosahexaensäure als auch Arachidonsäure enthalten?. Monatsschr Kinderheilkd 168, 536–540 (2020). https://doi.org/10.1007/s00112-020-00876-1
  9. Teoh OH et al. Nutrients 2022;14:634 (PMID: 35276993).
  10. Teller IC et al. Br J Nutr 2018;120:763-76 (PMID: 30109842).

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