Krebs und Krebstherapien stehen häufig in Verbindung mit Ernährungsproblemen. Je nach Schwere und Dauer der Erkrankung kann es zu Hindernissen bei der Nahrungsaufnahme (z. B. starke Appetitlosigkeit) und Nahrungsverwertung (z. B. bei verändertem Stoffwechsel) kommen, sodass das Risiko einer Mangelernährung erhöht wird. Eine Mangelernährung kann in jeder Phase des Krankheitsverlaufs auftreten und häufig verlieren Betroffene bereits vor Diagnosestellung ungewollt an Gewicht.
Schreitet die Erkrankung fort, zehren die Mangelernährung und die systemische Entzündung den Körper immer weiter aus, sodass schließlich auch Muskeleiweiß abgebaut wird. Dieser Zustand wird als Tumorkachexie bezeichnet und ist sowohl für Patienten als auch deren Angehörige sehr belastend. Betroffene möchten gerne essen, können es aber nicht und verlieren ungewollt an Gewicht.
Das Auftreten von Mangelernährung bei unterschiedlichen Krebsarten
Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung haben bis zu 4 von 5 Patienten bereits ungewollt an Gewicht verloren, und 2 von 3 entwickeln im weiteren Verlauf eine Tumorkachexie. Besonders häufig von ungewolltem Gewichtsverlust betroffen sind Patienten mit bestimmten Tumorarten, die den Kopf- und Halsbereich (z. B. Speiseröhrenkrebs) oder den Magen- oder Darmtrakt (z. B. Bauchspeicheldrüsenkrebs, Magenkrebs oder Darmkrebs) betreffen. Auch bei aggressiven Tumorarten, wie dem Non-Hodgkin-Lymphom und dem kleinzelligen Lungenkrebs, ist dies der Fall. Auch jeder zweite Patient mit Prostatakrebs ist davon betroffen. Bei Brustkrebs treten Gewichtsverluste bei ca. 10 – 35 % der Patientinnen auf.
Ursachen für Mangelernährung bei Krebs
Ursachen für die veränderte Nahrungsaufnahme sind beispielsweise zahlreiche Veränderungen im Stoffwechsel des Körpers: Das Tumorgewebe selbst produziert Substanzen (z. B. Zytokine), die den Energieverbrauch erhöhen und der Stoffwechsel von Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten verändert sich. Aber auch Nebenwirkungen therapeutischer Maßnahmen können sich auf die Ernährung auswirken. Eine Chemotherapie kann mit Begleiterscheinungen wie Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen einhergehen. Bei der Behandlung von Tumoren im Bereich von Kopf, Hals und Oberbauch können durch die Chemo- und Strahlentherapie Entzündungen der Mundschleimhaut (Mukositis) und generelle Schluckstörungen auftreten.
Wird im Bereich des unteren Bauchraumes eine Strahlentherapie durchgeführt, kann es zur Entwicklung einer Strahlenenteritis kommen, deren Folge Durchfälle und Fettverwertungsstörungen sind. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung erhöht sich das Risiko einer krankheitsbedingten Mangelernährung und es kann eine schwere Unterernährung auftreten.
Da ein schlechter Ernährungszustand sowohl die Lebensqualität als auch den Therapieverlauf und damit die Prognose der Patienten verschlechtert, raten medizinische Fachgesellschaften frühzeitig zu einer professionellen Ernährungsberatung und zu einer Ernährungstherapie.